Arbeitssucht: Workaholics sind ein Risiko für Chefs, Mitarbeitende und für sich selbst

Arbeitssucht ist in den letzten Wochen zum Thema geworden, nachdem eine Studie der Hans-Boeckler-Stiftung* gezeigt hat, dass bereits jeder Zehnte darunter leidet. Unter Führungskräften ist die Anzahl laut den darin enthaltenen Informationen sogar noch höher. Der Prozentsatz ist eigentlich egal, wenn man im Sinne der Bedeutung für die Arbeitswelt darüber nachdenkt, dass wir auch in den nächsten Jahren eine steigende Anzahl an Workoholics haben werden.

Nicht nur in der Führungsebene.

Arbeitssucht: Workaholics sind ein Risiko für Chefs, Mitarbeitende und für sich selbst

Was ist ein Workaholic?

Arbeitssucht ist ein unkontrollierbares Bedürfnis nach Arbeit , das mit anderen Suchtkrankheiten wie dem Alkoholismus durchaus vergleichbar ist. Manchmal werden Leute, die sehr hart arbeiten, deshalb Workaholics genannt. Arbeitssucht beschreibt eine Besessenheit von der Arbeit und eine übermäßige Hingabe an den Beruf. Menschen, die unter Arbeitssucht leiden, neigen dazu, unkontrollierbare Arbeitsmuster zu entwickeln, die zu einer Vernachlässigung anderer wichtiger Aspekte des Lebens führen können.

Das klingt erst mal so, als wolle man sich nicht gern damit identifizieren. Arbeitssucht hat viele Gesichter und immer einen nachvollziehbaren Grund. Menschen, die -mehr oder weniger- nur für ihren Job leben, schaffen jedoch sehr ungesunde Beziehungen zu ihren Arbeitgebern:

Diese Personen sind anfällig für Beschäftigungsabhängigkeit und schlagartig auftretende Krankheiten, auch wenn sie anfangs alle gestellten Aufgaben “stets zur vollsten Zufriedenheit” erledigen, sämtliche Symptome ignorieren und seltener zum Arzt gehen.

Fällt der oder die Betroffene Arbeitssüchtige dann unerwartet aus, geraten nicht selten Pläne ins Wanken, wenn für die wichtige Säule des Erfolges überraschend die Nachfolger gesucht und eingearbeitet werden müssen.

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Dies ist ein häufiges Problem für Unternehmen.

In Zeiten von Fachkräftemangel sollte der Erhalt der Gesundheit eines Mitarbeitenden wichtiger sein als den letzten Tropfen aus ihr oder ihm herauszupressen.

Dies ist ein häufiges Problem für Arbeitssüchtige.

Die Grenzen zwischen Arbeitsbereitschaft, Arbeitsnotwendigkeit, Arbeitsleidenschaft und Abhängigkeit sind fließend und genau das ist das Tückische daran. Ob das Phänomen ein eigenes Krankheitsbild im Sinne einer Sucht darstellt oder die Bezeichnung einer Erkrankung verdient, ist nicht abschließend geklärt.

Wie rutschen Menschen in die Arbeitssucht?

Darauf möchte ich jetzt eingehen, denn der Kreislauf ist ein sich selbst verstärkendes Modell. Die Wirkung der steigenden Arbeitsbelastung auf die Menschen in Unternehmen ist heute ein gravierender Faktor.

Durch Arbeitsverdichtung, Straffung von Prozessen und dem Wunsch nach immer mehr Effizienz rutscht der eine oder die andere im Job in diesen gefährlichen Kreislauf.

Mitarbeiter wurden reduziert. Die Verbleibenden werden nun genötigt, immer mehr immer schneller zu erledigen und die Grenzen zwischen „ich arbeite gut und viel, weil ich will“ und „ich arbeite, weil ich muss“ verwischen langsam aber stetig. Das ist nur eines der Auslöser für eine Arbeitssucht, zumindest aber für eine gravierende Überlastung.

Eine Abwärtsspirale

Das Thema zieht sich durch. Wenn ich viel arbeite, weil ich muss, dann vernachlässige ich andere Dinge und Aufgaben wie Familie, Beziehungen, Sport und Gesundheit. In dem Augenblick, in dem ich nicht mehr so viel arbeiten muss, stelle ich fest, dass gar nicht mehr so viel übrig ist von dem, was mir wichtig war und ich arbeite dann noch mehr. Die Arbeit ist plötzlich das einzige zur Verfügung stehende Mittel, um noch Bestätigung und Zufriedenheit im Leben zu erfahren und spätestens da wird es sehr ungesund und gefährlich.

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Ursachen der Arbeitssucht

Nicht alle Menschen, die hart arbeiten, sind gleich süchtig. Die Dauer von allem und das persönliche Verhalten hängen von jeder Person ab. Nicht alles ist sofort ein Problem.

Hier wollen wir über weitere Auslöser der Arbeitssucht reden. Wer gut und viel arbeitet, der bekommt für seinen bemerkenswerten Einsatz bei der Erledigung von Aufgaben höchstwahrscheinlich auch Bestätigung. Vielleicht sogar mehr als zu Hause, wo die Familie oder die Beziehung gerade zerbricht.

Die Arbeitssucht kann also Botenstoffe im Gehirn freisetzen, die das Belohnungszentrum ansprechen.

Jetzt geht es nur noch um höher-schneller-weiter. Die Bestätigung für Leistung ist eine recht anerkannte Form des Daseins.

In einer „streng-Dich-an-Kultur“ ist diese sogar sehr ausgeprägt.

Die anonymen Arbeitssüchtigen

Personen, die noch gar nicht arbeitssüchtig sind, werden von Workaholics manchmal mitgerissen. Helfen können Selbsthilfegruppen wie die “Workaholics Anonymous” oder abgekürzt “WA” , die beim Kampf gegen die Arbeitssucht unterstützt. Das Programm basiert auf den Zwölf Schritten und der Zwölf-Traditionen-Philosophie, die auch in anderen anonymen Selbsthilfegruppen wie den Anonymen Alkoholikern (AA) angewendet werden.

Die Gruppe richtet sich an Personen, die unter einem zwanghaften Verhalten bei der Arbeit leiden und dadurch Schwierigkeiten haben, ein ausgewogenes Leben zu führen. Das Programm bietet eine Gemeinschaft von Personen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, sowie einen strukturierten Ansatz zur Genesung und zu einem normaleren Verhältnis zur Arbeit.

In den Treffen teilen die Mitglieder ihre Erfahrungen und unterstützen sich gegenseitig, um ihre Beziehung zur Arbeit zu verbessern. Die Gruppe bietet auch Ressourcen wie Literatur und Arbeitsblätter an, um den Mitgliedern bei der Bewältigung ihrer Arbeitssucht zu helfen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die WA keine professionelle Therapie oder Behandlung ersetzen. Personen, die unter schwerwiegender Arbeitssucht leiden, sollten sich an einen qualifizierten Therapeuten wenden.

Bericht aus der Praxis

Neulich hatte ich eine Klientin zu Besuch, die Führungskraft ist. Sie sagte „stellen Sie sich vor, ich schaffe mein Pensum tatsächlich endlich mal innerhalb der normalen Arbeitszeit und ich komme mir richtig schlecht vor, weil mein Auto immer das erste ist, das pünktlich um 17.00 Uhr vom Parkplatz wegfährt, was denken die anderen Manager wohl von mir?“

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Betroffene von Workaholism sind nicht immer von außen getrieben und sich des Umstandes einer Arbeitssucht oft nicht bewusst. Eigenschaften einer Person mit Arbeitssucht sind oft ein sehr hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und die bedingungslose Bereitschaft zur Leistung.

Kann jemand mit Arbeitssucht gut arbeiten?

Die zuverlässige und pünktliche Erledigung von Aufgaben ist bei einer Person mit Arbeitssucht ebenso zuverlässig gesichert wie die professionelle Betreuung aller Projekte. Einfach ein fleißiger und guter Arbeiter. Die Folgen der permanenten Überlastung sieht weder der oder die Betroffene, noch der Arbeitgeber,

Diese Menschen sind sympathisch und voller Selbstvertrauen, arbeiten wirklich gern und kommen gewiss nicht zu mir, um Tipps oder eine Therapie gegen Arbeitssucht zu suchen. Die Anmeldung zum Coaching erfolgt, um noch mehr und noch besser arbeiten zu können.

Diese Typen lieben ihren Beruf und empfinden ihn keineswegs als Zwang. Sie erleben den Arbeitsalltag nicht als Druck, genießen den Erfolg und sehen nicht das Risiko, das die Arbeitssucht unter anderem für ihre Familie, den Körper und für ihre Gesundheit darstellt.

Anzeichen (wie eine Häufung der Fehler) werden ignoriert. Bis es eines schönen Tages zu Problemen kommt, die Arbeit leidet und die Folgen auch privat unübersehbar sind. Gehandelt wird erst, wenn nichts mehr geht. Typisch für eine Sucht. Ein Arbeitssüchtiger verhält sich nicht wesentlich anders als jemand mit einer Sucht nach Alkohol oder anderen Substanzen. Nur mit dem Unterschied, dass der Arbeitgeber jemanden mit Arbeitssucht länger tolerieren wird.

In dieser Phase hat man einen sehr guten Stand im Job, bis man eben komplett ausfällt. Der Arbeitgeber wird Betroffene ohne Zögern austauschen, sobald der Erfolg nachlässt, weil eines Tages alles zu viel wird. War das den Einsatz wert? Das ist die andere Seite der Arbeitssucht, die dann keinen Spaß mehr macht und die das Wohlbefinden beendet.

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Folgen der Arbeitssucht

Arbeitssüchtige sind also nicht nur für sich selbst und ihre Gesundheit eine Gefahr. Da geht das Spektrum, das ich in meinen Coachings höre weit. Unter anderem:

Es gibt Probleme beim Einschlafen, Bluthochdruck, Burn out, Depressionen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Angststörungen, Tinnitus und viele andere psychosomatische Symptome.

Darüber hinaus können Arbeitssüchtige auch Schwierigkeiten haben, Beziehungen aufrechtzuerhalten, da sie oft wenig Zeit und Energie für soziale Interaktionen haben. Dies kann zu Einsamkeit, Isolation und einem Mangel an Unterstützung führen. Das merkst Du natürlich erst, wenn die Probleme anfangen.

Gefährlich ist die Arbeitssucht nicht nur für die Psyche, sondern auch für Dein Umfeld, da Du mit Deinem Verhalten ein Beispiel für die Mitarbeiter bist. Arbeitssucht ist leider manchmal ansteckend für Dein Team.

Bin ich schon ein Workaholic?

Die Frage ist, wann ist jemand arbeitssüchtig und das will ich als Nicht-Medizinerin nicht definieren, aber es gibt Anzeichen für Probleme: Viele Überstunden bis hin zu exzessiven Arbeitszeiten, Arbeit am Wochenende und im Urlaub. Ein inflexibler bis zwanghafter Arbeitsstil. Schwierigkeiten, sich von der Arbeit zu lösen. Das Gefühl, dass mein Wohlbefinden ohne Arbeit leidet oder dass ich sogar weniger wert bin, wenn ich nichts tue. Frustration und Aufregung, wenn die Arbeit verhindert wird. Die Wahrnehmung ist für jeden individuell.

Als Führungskraft bewege ich mich damit nicht selten unter Gleichgesinnten oder sogar unter noch stärker arbeitssüchtigen Menschen, also kommt mir mein Verhalten vielleicht ganz normal vor.

Alle anderen tun das auch, also ist es nicht ungewöhnlich. Warnungen von Freunden und der Familie schlage ich daher in den Wind. „Bei uns in der Arbeit ist das halt so, es ist eben viel zu tun“ Das Bewusstsein, was noch ein gesundes Verhalten ist und was nicht geht verloren.

Ist Arbeitssucht gesellschaftsfähig?

Das Thema geht seit einiger Zeit durch die Presse und macht auf den besorgniserregenden Umstand aufmerksam, dass die Anzahl der Betroffenen steigend ist. Das bedeutet für Führungskräfte einmal mehr, dass sie das Beispiel setzen für nachfolgende Generationen. Die Generation Z hält uns gerade den Spiegel vor und sagt: “Ihr könnt das gerne so machen, aber wir machen bei dem Druck nicht mit”. Das führt dann gesellschaftlich zu durchaus interessanten „Clashs“, die uns in der nächsten Zeit bestimmt noch weiter beschäftigen werden.

Kennst Du noch Feierabend von der Arbeit?

“Niemand kennt jemanden, dessen Arbeit am Ende endete.”

Ich lade Dich beim Lesen meines BLOGs dazu ein, Dein Arbeitsverhalten mal neutral zu überprüfen. Schau mal, wie viel Zeit Du mit Arbeit verbringst und wie viel ohne. Was machst Du genau, wenn Du nicht arbeitest? Bist Du nur noch dabei, alles Notwendige zu erledigen, weil es sonst nicht geschafft wird oder hast Du auch noch Zeit für geliebte Hobbies oder um mal nichts zu tun und nichts zu denken?

Manchmal faulenzen ist eine Liebeserklärung an Deinen Körper und an Deinen Geist.

Kathin Eger Führungskräftetraining

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